Eine sportliche Brisanz scheint es auf den ersten Blick nicht zu geben. Schließlich kommt Galatasary als vorzeitiger Meister zwei Spieltage vor Schluss in das Stadion des Erzrivalen. Doch wer meint, damit sei ein wenig Feuer aus der Partie genommen, der wird sich vermutlich mächtig irren. Denn vor fünf Jahren kam Fenerbahce als Meister zu Galatasary. Also eine vergleichbare Situation, genau umgekehrten Vorzeichen als am Sonntag. Damals eskalierte die Situation. Galatasary Fans zerstörten tausende von Stühlen, bewarfen die gegnerischen Spieler mit Wasserflaschen und und und.
Es ist nur eines von vielen Beispielen, welche die Rivalität dieser beiden Klubs erahnen lassen. Dennoch bleibt sie für Außenstehende unvorstellbar. Sie wird nicht nur ausgetragen wenn der Ball rollt, sondern auch im täglichen Alltagsleben. Und zwar deutlich extremer als man es zum Beispiel in Deutschland vom Ruhrpottderby zwischen Dortmund und Schalke kennt.
Auch am Sonntag wird die Atmosphäre, gerade im Stadion, wieder brodeln. Bengalos werden gezündet werden, Wurfgeschosse auf dem Feld landen. Man kann nur hoffen, dass alles relative reibungslos über die große türkische Fußball bühne läuft. Nicht selten überträgt sich die Spannung auf den Rängen, auf die Spieler, die auf dem Feld stehen. Hier entlädt sie sich, gepaart mit einer sowieso schon besonderen Motivation, häufig in aggressiven, teils gewalttätigen, Zweikampfverhalten. So verwundert es nicht, dass Derbys ohne einen einzigen Platzverweis eher die Ausnahme darstellen.
Im Vorfeld der Partie kündigten vor allem die Fenerbahche Spieler an, sich für den Sieg "zerreißen" zu wollen. Man werde ihre Fans für die verpasste Meisterschaft, die abermals an den Erzrivalen geht, mit einem Derbysieg milde stimmen.
Fenerbahce setzte sich unter der Woche glücklich im Halbfinale des türkischen Pokals durch. Hier schaffte man durch ein Elfmeterschießen den Einzug ins Finale. Dies dürfte, trotz der alles andere als überzeugten Vorstellung, für Selbstvertrauen gesorgt haben. Und Selbstvertrauen braucht das Team um Trainer Kocaman nach dem verpassten Finaleinzug in der Europa League vor einer Woche auf jeden Fall. Nur ein gestärktes Fenerbahche wird gegen Galatasary eine Chance haben, der frischgebackene Meister kommt ohne Druck, soweit dies bei den Duellen überhaupt möglich ist, ins Stadion. Hat aber die Möglichkeit, dem Erzrivalen nochmals einen Stich ins Herz zu versetzen. Die Voraussetzung dafür stimmen auf jeden Fall: ganze sieben Spiele in Serie konnte die Mannschaft von Terim für sich entscheiden. Doch in der Pflicht für einen Sieg steht Fenerbahche. Gelingt dies nicht, oder sollte am Ende gar eine Niederlage stehen, dürfte es in den nächsten Wochen für die "Kanarienvögel" mehr als ungemütlich werden.
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